In weiten Teilen Deutschland wurde vorrangig behauener Stein verwendet. In manchen Gegenden z.B. im Norden Deutschlands gab es jedoch keine Steinbrüche bzw. keine abbaubaren Vorkommen, so dass das Material über weite Distanzen herangeschafft werden musste. Der im Norden durchaus vorhandene Granit hat sich für größere Projekte schnell als zu hart zur Bearbeitung erwiesen. Die Transportkosten konnte durchaus die eigentlichen Materialkosten übersteigen. Das war mit ein Grund dafür, dass z.B. im Norden Deutschlands nicht mit teurem behauenem Stein gebraut wurde, sondern mit vor Ort besser verfügbarem Lehm bzw. Ziegeln.
Durch die Gletscherbewegungen in früherer Zeit sind z.B. an der Mecklenburgischen Seenplatte durch den Druck der Eismassen rundgeschliffene Feldsteine entstanden (weit über das Land verteilt). Der Einsatz von Feldstein setzt jedoch größere Mengen von Mörtel voraus, da diese ungleichmässig geformt sind, zudem müssen erst die passenden Feldsteine zusammengetragen werden.
Ziegel
Mit der Erfindung und Verwendung von Kanonen musste eine Lösung gefunden werden, wie der gewaltige Schaden den Kanonen an z.B. Stadtmauern anrichten können, eingedämmt werden kann. So verwendeten damals die Araber im heutigen Spanien Ziegelschichten, um ihre Stadtmauern zu schützen. Die Ziegel waren weich genug, um den Aufprall von Kanonenkugeln zu mildern und die Mauerschäden zu reduzieren. Die Ziegel konnten zudem schnell erneuert werden. Heutige Kirchen der Backsteingotik weisen gelegentlich an gut sichtbaren Stellen wie Turmspitzen, Zierwerk oder einfach ab einer gewissen Höhe eine satt-gelbe Farbe auf, die sich stark vom roten, historischen Backstein unterscheidet. Mit dieser Maßnahme wurden nachträgliche Erweiterungen an vielen Kirchen gekennzeichnet, der gelbe Ziegel galt als Zeichen des Fortschrittes.
… und Backsteine
[3a] Der Backstein, auch üblich als Ziegelstein oder exakter Ziegel (vom lateinischen tegula, eigentlich Dachziegel, zu tegere„decken“) ist der älteste künstliche Mauerstein. Es ist ein keramischer Werkstoff: Er wird aus tonhaltigem (fettem) Lehm gebrannt. Im weiteren Sinn werden auch Lehmziegel (Adobe), die durch Trocknen von geformtem Lehm gewonnen werden, als Ziegelsteine bezeichnet. […] Die Bezeichnung Ziegelstein ist insofern inkorrekt, da Stein das Naturprodukt (Naturstein) bezeichnet, während Ziegelvon Menschenhand geschaffenes Baumaterial bezeichnet. Mauerziegel aus tonhaltigem Lehm können nur bei 900°C gebrannt werden und sind mechanisch nicht so stabil, werden üblicherweise auch verputzt, um die Wetterfestigkeit zu verbessern. Produkte aus „blauem“ Ton sind Klinker, diese werden bei 1200°C gebrannt und erreichen eine bessere Wetterbeständigkeit, in gelben bis roten und braunen Tönen geben sie dem Bau unverputzt, das typische attraktive Aussehen. Ziegel werden mit Mörtel zu Mauerwerk gefügt. Das Aussehen des Mauerwerks wird durch die Art des Mauerwerksverbandes und die Fugen bestimmt. |
Ziegel werden schon schon sehr lange eingesetzt, wenn auch erst ab dem 12. Jahrhundert nachweislich Formen verwendet und damit immer gleiche Ziegel hergestellt werden konnten.
Mit der Verwendung von Ziegelsteinen hat sich in einigen Gegenden die Backsteingotik etabliert. Die wesentlichen gotischen Formen und Bauweisen blieben die gleichen, jedoch musste man im Detail auf die Bedürftnisse des Ziegelsteins eingehen (z.B. weniger Verzierungen, keine filigranen Arbeiten, genaue Betrachtung der Qualität zur Eignung für Belastungen). Die Verwendung von Ziegeln war lange unüblich, tauchte im 12. Jhr. erst wieder auf.
Die Ziegel waren vergleichsweise kleine, leichte Einheiten, die einfachter transportiert werden konnten. Die Ziegelbrennereien für „Großprojekte“ waren meist dennoch in der Nähe angesiedelt. Für Kirchen gab es dafür meist ein paar wenige Grundformen, aus denen die Ziegel geformt und später gebrannt wurden.
Die typische Ziegel-Grundform ist ein Quader, mit seiner längsten Seite etwas länger als die doppelte Breite, so dass zwei quer darübergelegte Ziegel incl. Stoßfuge der längsten Seite entsprechen. In der damaligen Zeit gab es noch keine Normung, so sind verschiedene Ziegelformate verwendet worden. Das Durchschnittliche Maß betrug 28 × 15 × 9 cm³ bis 30 × 14 × 10 cm³ . Die Fugen waren üblicherweise etwa 1,5 cm dick [3a] Durch die Form der Ziegel waren in gewisser Weise auch Mauerlängen und –breiten vorgegeben, wollte man sich nicht die Mühe machen die Ziegel zu kürzen oder einen anderen Formziegel einzuführen.
Zum Brennen der getrockneten Lehmziegel wurden diese jeweils mit etwas Abstand aufgeschichtet, die Zwischenräume mit Kohle gefüllt, das ganze abgedeckt und angezündet. Der Brand dauerte mehrere Tage (bis zu 2 Wochen, sicherlich eher mit einem Verkokungsvorgang wie bei der Herstellung von Holzkohle zu vergleichen als mit einem offenen Feuer), die Ziegelqualität konnte je nach Brandvorgang und Position des Ziegels stark variieren. Die Verwendung von kalkhaltigem Ton kann die Brenntemperatur reduzieren, zu heiß gebrannte Ziegel verbinden sich schlecht mit dem Mörtel, zu kalte gebrannte haben noch zu große Poren und nehmen Wasser auf (sind also in Verbindung mit Frost wenig witterungsbeständig) Die Ausschußquote beim Brennen war also sehr hoch.
Backsteine von hoher Qualität konnten durch ihre Farbe erkannt werden und nur solche konnten im Kirchenbau an tragenden Teilen verwendet werden. Zur Steigerung der Haltbarkeit bei Witterungseinflüssen wurden die Ziegel auch glasiert, durch die Glasierung waren dann auch verschiedene Farben möglich.